Berühmte Juden in Königsberg (und Ostpreußen)
A
Haim Arlosoroff
Walter Adamson
Bild: Lore Drath/JOP
Walter Adamson (geb.1911 in Königsberg, gest. 2010 in Melbourne) studierte in seiner Heimatstadt und emigrierte 1938 nach Rom und 1939 nach Australien. Ab 1969 war er als Schriftsteller tätig. Seine Gedichte und Erzählungen sind in Deutschland, Australien, USA und England erschienen. In Königsberg war er mit dem Sportlehrer Hans Weinberg befreundet. Das Foto ist 1936 in Weinbergs Wohnung entstanden.
B
Isaac Bamberger
Isaac Bamberger (geb.1834 in Angenrod, gest. 1896 in Königsberg) war ein Rabbiner. Er studierte Philosophie und Philologie an der Universität Giessen. Nach seiner Promotion ging er an das Breslauer Jüdische Theologische Seminar, das er als Rabbiner 1861 beendete. 1865 wurde er als Rabbiner nach Königsberg berufen, wo er die Nachfolge des verstorbenen Rabbiners Saalschütz antrat. Diese Stelle hatte er bis zu seinem Tod inne. Er engagierte sich sehr stark für den Bau der neuen Synagoge. Er war einer der Begründer des „Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes“ und des „Deutschen Rabbiner-Vereins“.
Eduard Birnbaum
5 min Video mit einer Präsentation der Sammlung in Cncinnati >>
Max Brode
Max Brode (geb.1850 in Berlin, gest. 1917 in Königsberg) war ein Geiger und Dirigent. Er erhielt seine Ausbildung in Leipzig und in seiner Heimatstadt am Stern’schen Konservatorium. 1876 kam Brode als Konzertmeister an die Königsberger Oper. Er begann mit Musikern klassische Konzerte zu veranstalten und führte u.a. Brahms vier Sinfonien und Beethovens 9. Sinfonie erfolgreich auf. Brode wurde 1888 zum akademischen Lehrer für Geschichte und Theorie der Musik an der Albertus-Universität Königsberg berufen. Er leitete ein Streichquartett, das Brode-Quartett, mit dem er über zwei Jahrzehnte konzertierte. Er prägte das Musikleben der Stadt wesentlich. Zu seinen bekannten Schülern gehörten Luise Magnus, die spätere Frau Erich Mendelsohns und der spätere Komponist Werner Heymann.
F
Frieda Fromm-Reichmann
Frieda Fromm-Reichmann, geb. Reichmann (geb. 1889 in Karlsruhe, gest. 1957 in Rockville, Maryland) war eine berühmte Psychoanalytikerin. Die Familie kam ca. 1898 nach Königsberg, wo ihr Vater in der Norddeutschen Creditanstalt tätig war. Frieda begann 1908 an der Albertina zu studieren und war damit eine der ersten deutschen Medizinstudentinnen. Sie wurde 1913 promoviert und begann als Assistentin des Neurologen und Psychiaters Kurt Goldstein an der Königsberger Universitätsklinik zu arbeiten. Während des Ersten Weltkrieges behandelte sie in einem Königsberger Lazarett gehirnverletzte deutsche Soldaten. Später setzte sie ihre Arbeit mit Kurt Goldstein, der ihr wichtigster Lehrer und Mentor war, an anderen Orten fort. 1924 eröffnete Reichmann ein privates Sanatorium in Heidelberg. 1926 heiratete sie den Sozialphilosophen Erich Fromm. Gemeinsam gründeten sie 1929 das Frankfurter Institut für Psychoanalyse. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 verließ Fromm-Reichmann Deutschland und ging in die USA, wo sie bis zu ihrem Tod erfolgreiche forschte und lehrte.
H
Miriam Herman
Miriam Herman-Badt, (geb. 1919 in Königsberg, gest. 1990 in Jerusalem). Die Familie Herman war eine große jüdische Familie in Königsberg. Als sie 4 Jahre alt war bekam ihr Vater, der Psychater Dr. Heinz Herman, einen Ruf nach Jerusalem, um das Krankenhaus „Esrat Nashim“ zu leiten. Sie war eine sehr bekannte Stimme des jungen israelischen Rundfunks und leitete lange die Rundfunkabteilung für Kinder und Jugendliche. Sie war eine begabte Ausbilderin vieler heute Prominenter in den israelischen Medien.
Walter Heymann
Arnold Hulisch
J
Lucia Jacoby
Max Jaffé
L
Shmaryahu Levin
Aron Liebeck
Aron Liebeck (geb. 1856 in Lötzen, gest. 1935 in Berlin) war Textilkaufmann und Unternehmer. Nach mehreren Lehrstellen in der ostpreußischen Provinz und in Berlin kam er 1876 nach Königsberg, wo er bis ca. 1928 erfolgreich tätig war und lebte, bevor er die letzten Jahre bei seiner Tochter in Berlin verbrachte. Seine umfangreichen Memoiren erzählen viel über jüdisches Leben im Königsberg der Jahrhundertwende. Das vollständige Manuskript liegt im Leo Baeck Institut: Link zum Manuskript >>
Albert Loose
Albert Loose (geboren 1873 in Königsberg, ermordet 1943 in Sobibor) war Kaufmann in Königsberg. Er wanderte 1933 aus, lebte in Spanien und später in den Niederlanden, von wo aus er 1943 in die Lager deportiert wurde. Während seiner Auswanderung schrieb er sehr beeindruckende Memoiren mit detaillierten Beschreibungen seiner Heimatstadt.
Gerda Luft
Gerda Luft, geb. Goldberg (geb. 1898 in Königsberg, gest. 1986 in Tel Aviv) war eine berühmte Journalistin. Nach dem Ersten Weltkrieg begann sie ein Studium in Berlin. 1924 emigrierte sie nach Palästina und begann für lokale und europäische Zeitungen zu schreiben. Sie publizierte ebenfalls zwei Bücher, eine Darstellung über die Emigration der Juden unter dem Titel: „Heimkehr ins Unbekannte: eine Darstellung der Einwanderung von Juden aus Deutschland nach Palästina vom Aufstieg Hitlers zur Macht bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, 1933-1939“ sowie ihre Biografie „Chronik eines Lebens für Israel“.
M
Abraham Mapu
Martin Meyerowitz
Martin Meyerowitz (geb.1869 in Königsberg, gest. 1942 in Flossenbürg) war seit 1896 Rechtsanwalt in Königsberg. 1915 wurde Meyerowitz zum Justizrat ernannt. 1929 wurde er zum Rechtsanwalt beim Reichsgericht ernannt und zog mit seiner Familie im folgenden Jahr nach Leipzig um.1938 verlor er seine Zulassung als Rechtsanwalt und setzte seine Arbeit als sogenannter „jüdischer Konsulent“ fort. Im Frühjahr 1942 wurde Meyerowitz verhaftet und am 10.06.1942 in das KZ Flossenbürg deportiert, wo er kurze Zeit darauf starb.
Bild: Bundesarchiv Berlin, R 3002 Pers. 609.Danke an Hubert Land (www.HubertLang.de).
Hermann Minkowski
Hermann Minkowski (geb.1864 in Aleksotas [heute Teil von Kaunas/Litauen] gest. 1909 in Göttingen) war ein Mathematiker und Physiker. Die Familie kam 1872 nach Königsberg, wo der Vater gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Max eine Firma Lewin Minkowski & Sohn unterhielt. Minkowski studierte in Königsberg und lehrte dann in Bonn, Königsberg (1894–1896), Zürich (1896–1902), und schließlich in Göttingen von 1902 bis zu seinem frühen Tod 1909.Bereits als Student nahm er 1883 am Preisausschreiben der Pariser Akademie der Wissenschaften und erhielt einen Preis für seinen Beweis einer Formel über die Anzahl der Darstellungen einer Zahl durch fünf Quadrate. Er war ein talentierter Mathematiker, der sehr berühmt wurde.Nach ihm benannt ist der Minkowski-Raum, ein vierdimensionaler Raum, in dem sich Raum und Zeit in einem vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum miteinander verbinden.
Ezra Munk
Ezra Munk (geb.1867 in Altona, gest. 1940 in Jerusalem) war ein orthodoxer Rabbiner in Deutschland. Er studierte am Berliner Rabbinerseminar und an den Universitäten Berlin und Königsberg, wo er promoviert wurde. Seine erste Stelle als Rabbiner hatte er in Königsberg (1893-1900). Der Rabbiner eröffnete 1893 eine orthodoxe Synagoge in der Synagogenstraße 14–15. Dort trennte sich seine Gemeinde 1897 ab. 1900 wurde er Rabbiner der Gemeinde Adass Jisrael in Berlin. Munk war als orthodoxer Berater im Preußisches Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten tätig, wo er großes Vertrauen genoss. Er gehörte zu den Leitfiguren des orthodoxen deutschen Judentums seiner Zeit. Bild: The National Library of Israel http://rosetta.nli.org.il/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=IE12154128
P
Rosalie Perles
Felix Perles
S
Louis Saalschütz
Rabbi Israel Salanter
Rabbi Israel Salanter, der eigentlich Yisroel ben Ze’ev Wolf Lipkin hieß wurde 1809 in Zagare /Nordlitauen geboren und starb 1883 in Königsberg. Er war ein berühmter Talmudist. Lange Jahre lehrte er in Kaunas, wo er einen Platz schuf an dem ethische Texte studiert wurden. Dies war der Begriff der Musar-Bewegung. Salanter ging 1857 nach Memel. Er transferierte den litvakischen Stil des jüdischen Lernens nach Memel und später nach Königsberg. Er reiste durch verschiedene europäische Staaten und unterstützte die dortigen jüdischen Gemeinden. Sein Grab befindet sich auf dem alten jüdischen Friedhof im heutigen Kaliningrad.
Samuel Sambursky
Moishe Smoira
Moishe Smoira (geb. 1888 in Königsberg, gest.1961 in Jerusalem) war ein Jurist und der erste Präsident des Obersten Gerichts in Israel. Er wuchs in Königsberg als Sohn des Heringhändlers Elieser Smoira auf,studierte Jura, nahm als Soldat im Deutschen Heer am Ersten Weltkrieg teil und promovierte anschließend. 1921 emigrierte er in das Britische Mandatsgebiet Palästina, wo er eine Praxis in Jerusalem eröffnete. 1948, nach der Erklärung der Unabhängigkeit wurde er zum Präsident des Obersten Gerichts in Israel berufen. 1989 gab Israel eine Briefmarke zu seinen Ehren heraus.
Benno Stolzenberg
Benno (Benjamin) Stolzenberg (geb. 1827 in Königsberg, gest. 1906 in Berlin) war Tenor, Opernsänger, Gesangslehrer, Komponist, Direktor des Stadttheaters. Seine Karriere begann er im Chor der Königsberger Synagoge. 1852 debütierte er am Theater Königsberg als Graf Almaviva in Rossinis „Barbier von Sevilla“. In den Jahren 1855-1856 trat er im Theater in Reval (heute Tallinn, Estland) auf, 1876-1879 am Theater in Königsberg, danach war am Danziger Theater. Aron Liebeck beschrieb die Auftritte von Benno Stolzenberg mit großer Begeisterung in seinen Memoiren.
V
Hermann Vogelstein
W
Hirsch Weintraub
Hirsch Weintraub (geb. 1817 in Dubno, gest.1881 in Königsberg) war von 1838 bis 1878 Kantor der Synagoge. Der Sohn des berühmten Kantors Salomo Kashtan Weintraub studierte in Wien und Berlin. Er war berühmt für seinen schönen lyrischen Tenor und seine zahlreichen Kompositionen, die er unter dem Titel „Schire Bet Adonai“ veröffentlichte. Weintraub kombinierte in seinen Werken tiefes jüdisches Gefühl mit europäischer Kultur. 1873 erhielt er vom Kaiser Wilhelm I. das Patent „Königlicher Musikdirektor“. Nach seinem 40-jährigen Dienstjubiläum 1878 ging er in Ruhestand und wählte Kantor Eduard Birnbaum zu seinem Nachfolger.