31.03.2024. Erstaunt waren die Betrachter vor allem über die große Bandbreite des Schaffens von Joseph Klarwein: von repräsentativen Bauten bis hin zu Kirchen, einem Rathaus, aber auch Einfamilienhäusern, Möbeln und sogar Grabdenkmälern. Überrascht äußerte sich ein Besucher, dass er noch nie gehört habe, dass sich ein Architekt mit solchen Entwürfen befassen könne. Einige Besucher, die bereits Israel bereist hatten, freuten sich, Gebäude und Details wiederzuerkennen und ihr Wissen darüber vertiefen zu können. Besondere Aufmerksamkeit erweckten die Fotos von Bauwerken des Backsteinexpressionismus, da sich gerade in Kaliningrad viele Anknüpfungspunkte dazu finden lassen. Verblüfft reagierten alle Besucher auf Klarweins Skizzen aus Gerdauen. Über diese Phase des ostpreußischen Wiederaufbaus und die Beteiligung von jüdischen Architekten daran hatte noch niemanden vorher etwas gehört. Ein Besucher erklärte, dass auf einer Skizze das Rathaus von Gerdauen dargestellt sei. Bis in die Sommermonate wird diese neue Ausstellung von zahlreichen Gästen des Museums besucht werden.

Joseph Klarwein Architekt (Ausstellung)
Anfangs-und Endstation des Architekten Ossip (später: Joseph) Klarwein, geb. 1893 in Warschau und gestorben 1970 in Jerusalem klingen für den Lebensweg eines Juden im 20. Jahrhundert nicht ungewöhnlich. Als außerordentlich lässt sich jedoch das weitreichende Spektrum seiner Entwürfe und Bauten nennen: Es reichte von Einfamilienhäusern mit Inneneinrichtung über Kirchen und Rathäuser bis hin zu Einkaufszentren, Bahnhöfen, preisgekrönten Grabdenkmälern bis hin zum Entwurf für die Knesset, das israelische Parlament. Zum ersten Mal wird ein Ausschnitt des Schaffens dieses heute relativ wenig bekannten Architekten der Moderne im Museum Neue Synagoge in einer Sonderausstellung gezeigt. Sie ist ein Beitrag aus dem Jubiläumsprogramm des Vereins „Juden in Ostpreußen“, der in diesem Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen begeht. Mit dieser Ausstellung wollen die Ausstellungsmacher akzentuieren, dass ihr Fokus und Forschungsfeld auch Personen einschließt, die nur kurzzeitig als Juden in Ostpreußen unterwegs waren. Die Eröffnung war am 31. März 2024, 17 Uhr, Jüdisches Museum in der Synagoge Kaliningrad.