Juden in Königsberg um die Jahrhundertwende

Zur Gesundheit! Der lukrative "Wellness Tourismus"

Gesundheitstourismus

Aus den benachbarten litauischen und polnischen Gebieten kamen viele Juden, um sich in den guten Kliniken und Krankenhäusern Königsberg behandeln zu lassen. Genauso kamen viele Schwangere in die Stadt, um hier ihr Kind zur Welt zu bringen. In manchen Jahren, wie z.B. 1906 gab es mehr jüdische Geburten von auswärtigen Eltern als in Königsberger Familien. Es gab Jahre, in denen die jüdischen Wohltätigkeitsvereine ziemlich unter der Last ächzten, die ihnen durch den ständigen Strom an Gesundheitstouristen auferlegt wurde.

Hospital Newborns

56. Neugeborenenstation in der Universitätsfrauenklinik, 1904

Map Birth Tourism

57. Wohnorte jüdischer Mütter, die zur Geburt ihrer Kinder nach Königsberg kamen.

University Women’s Clinic

54. 55. Universitätsfrauenklinik

Director's Cut

Aus den Akten: Die Auswirkungen des Gesundheitstourismus.

Das exzellente Niveau der medizinischen Versorgung in Königsbergs Krankenhäusern und den hochspezialisierten Universitätskliniken wurde von vielen Patienten aus Litauen und Polen genutzt. Allerdings konnten zahlreichen Erkrankten nicht mehr geholfen werden. So fanden viele Juden aus anderen Orten ihre letzte Ruhe auf dem Jüdischen Friedhof in Königsberg, der aus diesem Grund eine hohe Anzahl auswärtiger Bestattungen verzeichnete. Oft musste die Gemeinde für diese Kosten aufkommen.

Lea Goldberg

100 Shekel Goldberg

Seit 2017 wird Lea Goldberg mit der Abbildung auf der 100 Shekel-Banknote in Israel geehrt.

Lea Goldberg ist ein Beispiel für den Geburtstourismus. Ihre Mutter kam 1911 aus dem litauischen Kaunas nach Königsberg, um dort bessere Bedingungen für eine Geburt zu haben. Später wurde Lea eine der führenden Intellektuellen des Staates Israel. Sie war Literaturwissenschaftlerin, Lyrikerin und wurde besonders durch ihre Kinder- und Jugendliteratur beliebt

Abraham Mapu

Mapu death certificate
Abraham Mapu Königsberg

Eintrag aus dem Verzeichnis der Chewra Kadischa in Königsberg.  (Archiv in Berlin). Sein Grab auf dem Tragheimer Friedhof. Angegeben sind auch die Gebühren für den Sarg, die Leinwand, den Fuhrmann und das Pferd.

Abraham Mapu stammte aus der Gegend von Kaunas und war ein jüdischer Schriftsteller, ein Vertreter der Haskala, eine Denkrichtung, die sich für eine erweiterte Beschäftigung mit naturwissenschaftlichen und nichtjüdische Quellen im Judentum einsetzte. Er verstarb 1867 in Königsberg.

Israel Salanter

Israel Salanter Tomb Königsberg
Israel Salanter Lipkin

Sein Grab auf dem alten jüdischen Friedhof im heutigen Kaliningrad 2019

Rabbi Israel Salanter, der eigentlich Yisroel ben Ze’ev Wolf Lipkin hieß wurde 1809 in Zagare /Nordlitauen geboren und starb 1883 in Königsberg. Er war ein berühmter Talmudist. Lange Jahre lehrte er in Kaunas, wo er einen Platz schuf an dem ethische Texte studiert wurden. Dies war der Begriff der Musar-Bewegung. Er reiste durch verschiedene europäische Staaten und unterstützte die dortigen jüdischen Gemeinden.