Juden in Königsberg um die Jahrhundertwende

Bis heute sichtbar: Mäzenatentum zum Wohl der Stadt

Mäzene

„An jedem Versöhnungsfest 9 Uhr früh betrat Geheimrat Simon den damaligen in der Synagogenstraße gelegenen Tempel und nahm seinen Sitz links vom Allerheiligsten ein. Dort verblieb er bis zum Schluss der Andacht. Rechts von der Kanzel stand Herr Geheimer Kommerzienrat Becker. Dieser hatte alle Ursache recht fromm zu sein, denn sein Werdegang grenzte ans Wunderbare. Becker war Bernsteinkönig der Welt.“
(Aron Liebeck)

Moritz Becker King of amber

52. Kommerzienrat Moritz Becker

„Die größte Hochachtung flößte mir einst Geheimrat Simon hier ein, als nach seinem Tode seine hochherzigen, großen Stiftungen und Zuwendungen für caritative und kulturelle Zwecke bekannt wurden; sie rührten mich zu Tränen.“ (Aron Liebeck)

Walter Simon Square Konigsberg

50. Der von dem Bankier und Stadtrat Walter Simon finanzierte Sportplatz

51. Volksschul-Badeanstalt am Oberteich

Der Sportplatz, heute das Stadion „Baltika“ wurde 1892 von dem Bankier Walter Simon gestiftet wie auch 1894 eine Volksschul-Badeanstalt am Oberteich mit unentgeltlichem Schwimmunterricht gestiftet. Simon, der auch unbesoldeter Stadtrat für das Armen- und Volksbildungswesen war,  stand damit in einer familiären Tradition. Bereits sein Vater, der Sohn des Königlich Preußischen Geheimen Commerzienraths Moritz Simon und zeitweilige Vorsitzende der organisierten Königsberger Kaufmannschaft hatte viel für Königsberg gestiftet. Simon spendete auch Bilder und Denkmäler für die Stadt und wurde für seine gesamte Wohltätigkeit 1908 zum Ehrenbürger der Stadt erkannt.

Ein großer Mäzen der war ebenfalls der Bankier George Marx, der mit seiner Familie seit 1886 in der Stadt lebte und ein Haus dicht an der neuen Synagoge bewohnte – Marx, der ab 1897 Generaldirektor  der Norddeutschen Creditanstalt war prägte mit seiner vielköpfigen Familie besonders das Leben der orthodoxen Gemeinde der Stadt.

Marx Geschäftsbuch

53. Geschäftsbuch von George Marx mit der Notierung der Spenden für das Jahr 1896

Director's Cut

Die Anfänge eines Mäzens

Bernstein Bucht in Schwarzort

Noch heute nennt man diese Stelle die Bernsteinbucht. Den Ort in ehemaligen Ostpreussen, an dem der Aufstieg von einem der später vermögensten Männer des Deutschen Reiches begann, kann man besuchen. Auf der Kurischen Nehrung in Schwarzort, auf litauisch Juodkrantė, kam der junge Moritz Becker als Sohn armer Eltern als kleiner Händler an und wurde Mitbegründer der Firma Stantien & Becker, die hier 1862 bis 1890 eine Bernsteinbaggerei betrieb. Später wurde der Schwerpunkt des Abbaus nach Palmnicken – auf Russisch Jantary – verlegt. Moritz Becker, später seine Witwe und Erben, unterstützten viele wohltätige Projekte in Königsberg.

Schwarzort Villa Flora

Schwarzort / Juodkrantė. Die Villa Flora wurde von Fritz Becker erbaut und fügt sich in die Architektur des früheren Kurortes ein.

Palmnicken / Jantary. Die Relikte des Bernsteinabbaus sind am Strand zu sehen.